... der Heilige Abend, mein erster in 46 Jahren, den ich allein verbracht hab. Gefühlt nicht viel anders als ein gewöhnlicher Sonntag. Ich gebe zu, ein paar Mal hab ich ein wenig geschluckt. Es ist eben DER Tag, den man mit seinen Lieben verbringt. Das wird einem in den Medien ständig erzählt, und in Mails und Anrufen gestern war immer wieder die Frage, was ich denn machen würde.
Nun denn, er ist vorbei, und in drei Stunden sitze ich bei Gans und Klößen am Tisch bei meinem Vater. In diesem Sinne: frohe Weihnachten :-)

Muss ich mich vielleicht doch schlecht fühlen? Bin ich minderwertig? Wenn ich derzeit gefragt werde, was ich an Heiligabend mache, und dann wahrheitsgemäß antworte, dass ich zu Hause sein werde, erhalte ich zwischen mitleidigem und entsetztem "Allein?" alle möglichen Reaktionen von Freunden, Bekannten und Kollegen.
Ist es denn so furchtbar, den Tag allein zu verbringen? Es wird zwar für mich das erste Mal sein, aber ich glaube nicht, dass die Welt untergehen wird (das tut sie ja ohnehin schon heute *g*). Besinnlich sein kann ich auch allein, und Geschenke muss ich mir halt selbst machen.
Ich gehe davon aus, dass ich auch am 25. weiterlebe, und an dem Tag bin ich bei meinem Vater zum Essen eingeladen. Dann werde ich also auch ganz in Familie sein.

Inzwischen hat man sich schon fast daran gewöhnt, dass Jugendliche und so genannte "Erwachsene" sich in öffentlichen Verkehrsmitteln am besten auf die am weitesten entfernt liegenden Plätze setzen müssen, um sich dann auch beim Reden so anschreien zu können, dass es aber auch der Schwerhörigste mithören kann. Offenbar sind es die Teenies gewohnt, auch noch so peinliche Details im Netz in alle Welt zu posten, sodass es im Bus genau so sein muss.
Aber das Gespräch gestern war dann doch noch mal etwas "Besonderes":
"Ey, Alter, ich brauch unbedingt was zu fic*en, Alter!"
"Was los, Alter?"
"Voll krass, der Ali hat 3 Freundinnen gleichzeitig am Start, Alter! Und ich? Ey, Alter, ich brauch auch was zu fic*en, sonst platz ich. Ich schwör Dir, Alter!"

Ich hab kurz überlegt, ob ich mitleidig gucken soll oder vielleicht dazwischen rufen: "Ich auch, Alter!". Aber ich hab dann doch nur aus dem Fenster geschaut :-)

Seit mehr als zwei Jahren war ich nicht mehr beim Arzt. Heute musste es sein, weil mich eine hartnäckige Erkältung seit vier Tagen auf die Couch zwingt. Bei der Gelegenheit hab ich mal all meine Problemchen angesprochen, die sich so angesammelt haben (und die ich hier nicht breittreten will). Aber unter anderem hab ich seit rund sechs Wochen Schmerzen im Schulter-Nacken-Bereich, sobald ich den Kopf aus der Normalstellung bewege. Tjaaa, das könnte eine Blockade in der HWS sein, meinte die Ärztin (bei der ich heute zum ersten Mal war, ich musste mir nach meinem Umzug erst mal eine suchen ...). Und sie würde eine manuelle Therapie empfehlen. Nur leider habe sie bereits ihr erweitertes Budget für dieses Quartal überschritten und könne erst wieder im Januar ein Rezept ausstellen. Ich solle es bis dahin mit Schmerzmitteln versuchen ...
Ach ja, unser Gesundheitssystem ist doch wirklich was Tolles - solange man nicht krank wird :-/

Als ich gestern in der Kälte nach Hause fuhr, hab ich überlegt, wie ich mir die nächsten Wochen zeitlich einteile. Dann fiel mir mit Schrecken ein, dass bald Feiertage bevor stehen, und das Einkaufen vor Feiertagen gleicht bekanntlich einer Schlacht, weil alle befürchten, danach kann man nie wieder etwas einkaufen. Allein der Gedanke daran erzeugt bei mir schon Unbehagen.
Dann kam mir DIE Idee: Vor kurzem hab ich gelesen, dass REWE nun auch hier in der Stadt einen Lieferservice anbietet. Natürlich lassen sie sich den Service auch bezahlen, aber die erste Lieferung für Neukunden ist kostenlos. Also hab ich mich gestern Abend hingesetzt, eine Liste gemacht, was ich zwischen dem 22. und 26. alles brauchen könnte (gleich etwas mehr an Getränken, wenn man es schon mal gebracht bekommt), alles auf die Liste gesetzt und bestellt. Damit ist die Schlacht für mich schon geschlagen, bevor sie begonnen hat :-) Warum ich jetzt schon bestellt habe? Nun, man kann sich einen Liefertermin aussuchen, und die besten Zeiten sind natürlich schnell ausgebucht. Mein REWE-Mann kommt nun am 22. zwischen 11 und 13 Uhr, also genau dann, wenn ich eigentlich mit Einkaufswagen und gepolsterten Ellenbogen im Gewühl stehen würde ...

Wenn man allein lebt, vergisst man sogar solche Tage wie den Nikolaus, und wird dann erst daran erinnert, wenn einen Kolleginnen fragen, ob man was im Stiefel hatte ... Hatte ich natürlich nicht, dafür bin ich gestern Abend schon aus denselben gekippt, als meine Ex mir ihre Vorstellungen über einen nachehelichen Unterhalt präsentiert hat. Danach brauchte ich dann erst mal einen Schnaps.

Morgen in einer Woche trete ich eine kleine Reise an: Darmstadt - Frankfurt - Köln. Auslöser ist ein Kongress am Wochenende, an dem ich teilnehme. Aber in der ganzen Woche und auch auf dem Kongress werde ich nur Freunde und Bekannte treffen, die ich in den letzten 12 Jahren im Netz kennengelernt hab. Ist das nicht schön? Menschen, denen ich sonst vermutlich niemals über den Weg gelaufen wäre, sind mir durch den PC vertraut geworden.
Danke, Internet :-)

Lachen kann ich schon lange nicht mehr über diese Farce, aber so langsam ist es wirklich nur noch zum Weinen, und man fragt sich, ob dieses Trauerspiel jemals ein Ende hat? Ich meine die Posse zum BER. Ob ich überhaupt noch vor der Rente in den Genuss kommen werde, meinen Balkon in Ruhe nutzen zu können?
Dass wir Steuerzahler diesen Irrsinn bezahlen, der an Peinlichkeit, Verlogenheit und Dilettantismus nicht zu überbieten ist, daran möchte ich gar nicht denken ...

Es gibt Momente, da kommt sie zurück, die Melancholie. Ganz spontan, ohne Vorwarnung, ist sie einfach da, morgens im Bett, abends auf dem Sofa. Sie hat es leicht im nasskalten, grauen, dunklen November, und schleicht sich dann heimlich in meine Nähe. Und ich wünsche mir, das Alleinsein hätte irgendwann mal ein Ende.
Dann zünde ich eine Kerze an, trinke ein Glas Wein, nehme mein Buch und entschwinde in eine andere Welt. Wenn ich zurück bin, haben sich meist auch die trüben Gedanken wieder aufgelöst.

Das Motto dieses Blogs gilt für mich heute genauso wie vor fünf Jahren. In dieser Zeit hab ich schon viel geschafft, mich weiterentwickelt, mein Leben verändert. Ich denke, da kann ich mir ein paar Augenblicke der "Schwäche" durchaus leisten. Wichtig ist nur, diese Augenblicke nicht zum Alltag werden zu lassen. Diese Lektion hab ich inzwischen gelernt.

Also dann, weiter - auf dem Weg ins neue Leben!