Wochenenden können verdammt lang sein. Früher waren sie immer der Höhepunkt der Woche, momentan könnten sie für mich gut und gern ausfallen. Wenn dann die einzigen Termine, die man gemacht hat, auch noch abgesagt werden, dann zieht sich die Zeit endlos: Buch lesen, fernsehen, Musik hören, Buch lesen, aufräumen, Musik hören, Buch lesen ... Und niemand da zum Reden. Das kann ganz schön aufs Gemüt schlagen. Dabei bin ich immerhin froh, weiterhin standhaft zu sein und mich nicht zu melden. Gerade jetzt fällt mir das sehr schwer.

E. hatte es in letzter Zeit immer wieder gesagt: Mir fehle die Härte, der Habitus des starken Mannes, der der Herr im Hause ist und sagt, wo es lang geht. Es gebe zu viel Harmonie, zu wenig Reibung.
Wenn ich mir mein Adressbuch anschaue, stelle ich fest, dass ich viele Frauen kenne, viel mehr als Männer. Für die meisten bin ich ein guter Kumpel, Gesprächspartner, Freund ... Bleibt die Frage, ob es _die_ Frau gibt, die dazu passt, die zu einem Mann nicht aufschauen will, sondern ihn als Freund im wahrsten Sinne an ihrer Seite haben möchte?

Eine Woche lang nun schon keine Mails mehr, bis auf eine kurze Begegnung am Dienstag auch kein Lebenszeichen. Jetzt setzt der Entzug ein und der Wunsch wird immer stärker, mich bei ihr zu melden. Aber ich hoffe, ich kann widerstehen. Vielleicht hab ich es dann geschafft ...

Wenn der neue Freund von E. meine Störungsmeldungen bearbeitet und mir dann zurück schickt, dann halte ich schon mal kurz inne und hole tief Luft, auch wenn ich nicht einmal weiß, ob er meinen Namen überhaupt kennt ... Aber ich breche nicht mehr in Tränen aus. Das ist ja schon mal was.
EDIT: Jetzt musste ich sogar mit ihm telefonieren ... ging ganz einfach. Ich glaube nicht, dass er weiß, wer ich bin ;-)

Ich mache mich gleich auf den Weg zum Fußballplatz. Mein Sohn hat ein Heimspiel mit seinem Verein, und ich will ihn mal wieder spielen sehen. Neu ist allerdings, dass ich dort auf meine Ex samt Freund treffen werde. Da ich den Mann aber schon seit 10 Jahren kenne, wird es sicherlich kein Problem werden, auch wenn die Situation insgesamt noch ungewohnt ist. Zumal ich jetzt wieder allein bin.

Schon seit der Schulzeit werde ich regelmäßig als Klassensprecher gewählt, war BR-Vorsitzender, führe durch Programme usw. Und das, obwohl ich nie laut "hier" rufe. Das gleiche Phänomen heute im Seminar: Obwohl mich meine neuen Kollegen so gut wie nicht kennen, waren sich alle einig, dass _ich_ die Ergebnisse der Gruppenarbeit vortragen solle. Woher kommt sowas, strahlt man aus, dass einem das Spaß macht?

Und weil wir dabei sind - strahlt man auch seine aktuelle Gefühlswelt aus? In der Frühstückspause sprach mich unvermittelt einer der Kollegen, den ich flüchtig schon seit drei Jahren kenne, plötzlich an und sprudelte mit seinen akuten Beziehungsproblemen los. Zufall? Oder fanden sich da zwei auf der gleichen Wellenlänge zusammen? Wir haben uns dann gleich mal lose zum Bier verabredet ...

Wie viele Wochen ist das jetzt her? Gut, es sind nicht einmal zwei Monate. Da dürfen Wochenenden wohl noch die schlimmste Zeit der Woche sein :-( Fühle mich gerade ziemlich allein. Die heutige Mail von E. im Kopf, die Gedanken irgendwo zwischen hier und dort, mal wieder schlecht geschlafen. Keine guten Vorzeichen für einen entspannten Samstagabend. Und wie immer nichts im TV, was man sehen könnte ...

Diese Überschrift hatte E. unserem gestrigen Treffen gegeben. Kann man Abschied überhaupt feiern? War es überhaupt ein Abschied? Nein. Es war ... ein Aufschrei der Gefühle, Liebe, Hilflosigkeit, Trauer, Mitleid, Vertrautheit, Sorge ... Ich mag in diesem Fall hier im Blog nicht weiter ins Detail gehen. Es war schon sehr persönlich, sehr intensiv. Doch ich kann immer noch nicht sagen, wie es mir jetzt geht. Die harten Fakten stehen aber: Sie hat eine (wie auch immer geartete) Beziehung mit IHM. Und sie will es so.
Wenn da nur nicht so viele Zweifel blieben.

Meine Hände zittern, schon jetzt kullern wieder ein paar Tränen, mein Sohn ist etwas irritiert. Ich werde wohl nachher mit "Chemie" nachhelfen, um die Zeit mit ihr zu überstehen. In knapp fünf Stunden werde ich E. treffen. Es ist die nächste Chance, vielleicht die entscheidende, um endlich Klarheit zu erhalten, Ruhe zu finden. Ich hab mir fest vorgenommen, diese Chance zu nutzen. Ich hab keine Kraft mehr, um weiter zu leiden, zu trauern, (sinnlos) zu hoffen. Aber hoffentlich reicht sie noch, um diesen Nachmittag durchzustehen und mit erhobenem Haupt nach Hause zu kommen. Ich weiß, gar nicht männlich - aber ich hab Angst.